Alone in the mountains – Day 2 / part I

Von der Richterhütte (2.374 m) über die Windbachscharte (2.697 m) zum Eissee, ca. 2,5h Gehzeit

Die erste Nacht in den Bergen war unruhig. Von meinen wirren Träumen wachte ich ständig auf und döste wieder ein, oft nur halb, und lag rastlos in meinem Schlafsack, wo ich versuchte dem Wind und Regen zu lauschen. Doch die Gedanken in meinem Kopf forderten ständig meine Aufmerksamkeit. 6 Stunden Schlaf mussten reichen für die Tour. In der halben Stunde, in der ich wieder in komatösen Tiefschlaf fiel, kurz bevor mein Wecker mich zum Frühstück weckte, hatte ich dennoch einen wunderschönen Traum. Du warst auch da. Das Bild aus dem Traum nehme ich mit in den Tag.

Nach dem Frühstück verabschiede ich mich noch einmal bei der Hüttenwirtin und bedanke mich für alles. Sie sieht mich prüfend an: „Woasch scho wiasch geasch?“ Ich habe ihr am Vorabend gesagt, dass ich den Höhenweg alleine gehen will, egal wie lang der Hadsch wird, da ich einiges zu verarbeiten habe. Normalerweise macht man solche Touren nicht alleine, ich weiß, aber es muss sein. Ich war schon oft alleine in den Bergen unterwegs, um meinen Seelenfrieden wieder zu finden, doch dieses Mal ist es anders. Ich habe Angst, ich zweifle, ich fürchte mich vor Selbstüberschätzung. Trotzdem antworte ich lächelnd und schulterzuckend: „Naja, schaug ma moi wias Wetta wiad.“ Die Hüttenwirtin lächelt mich an. „Naja, ausgrüstet bisch jo guat, des honni gseang. Wo a immer dei Weg hingeaht, i wünsch da, dass dei Vorhaben gelingt!“ Ich bring tapfer ein „danke“ über die Lippen und schlucke die Tränen hinunter, die in meiner Kehle hochsteigen. Mein Kopf murmelt: „Wenn du lei wüschtesch, wos i ma von da Seel gea meg …!“ Doch keine Zeit für Tränen oder Trauer. Ich muss los! Wenn ich in ungefähr zehn Stunden auf der Warnsdorferhütte sein will, dann muss ich jetzt los!

Der Weg zur Windbachscharte steigt hinter der Richterhütte über einen felsigen Pfad, steil nach oben. Bald ist mir nicht mehr kalt und ich überhole die Wandergruppen, die vor mir aufgebrochen sind. Der letzte Teil des Anstiegs ist nass und rutschig vom Regen, der Ausblick von der Scharte leider verhangen von einer dicken Nebelwand. In dem grauen Rauch um mich herum gibt es gar nichts, weder rechts noch links abseits des Weges. Es gibt nur den Pfad, dem ich folge. Alles, was ich sehe sind die nächsten Schritte vor mir, ein Fuß vor den anderen. Again. Ich falle in meine übliche Trance, während meine Füße sich auf die Felsplatten und die Markierungen konzentrieren, jeder Tritt ein ausbalancierter kleiner Tanz, der mich vorwärts trägt.
Zwischendurch blitzt ein Stück blauer Himmel samt Sonnenstrahl hervor, doch nur, um dann gleich wieder zu verschwinden. Diese kurzen Momente des Lichts gewähren mir dann doch immer wieder einen verträumten Blick auf das Windbachtal unter mir, oder die Felsspitzen über mir, und geben mir neuen Mut. Ich bin wieder hier!

Neugierig verfolgen die Berggeister meine Wanderung, „Ihr Kopf ist noch viel zu verhangen mit dunklen Gedanken, genauso wie das Tal,“ flüstern die einen kopfschüttelnd. „Ja,“ antworten die anderen. „Wir sehen diese Gedanken ganz genau! Die hängen immer noch bei diesen seltsamen Menschen ganz unten im Flachland, die keinen dieser Gedanken wert sind!“ Die Geister verziehen sich murmelnd und kichernd in ihre Höhlen, bis einer ruft: „Lasst uns ein paar Löcher in die Nebelwand und in die Wolken reißen! Ein Blick in die Weite wird sie dran erinnern, welche Dinge ihre Aufmerksamkeit wirklich verdienen!“ Und so pusten und prusten die Berggeister vergnügt in die Wolkendecke. „Na?,“ rufen sie fröhlich. „Habt ihr das Lächeln in ihrem Gesicht gesehen, als die Sonne ganz kurz, für ein paar Sekunden, ihre Stirn geküsst hat?“ Die anderen nicken zufrieden. „Es wird schon, es wird schon langsam. Sie ist erst am Beginn ihrer Reise. Geduld. Ihre Seele wird schon auch noch hier heroben ankommen, wenn sie erst einmal in den Spiegel des Eissees geblickt hat!“

THE ICE LAKE

Climbing dormant moss-grown rocks to see
what lies behind impenetrable misty shrouds
they promised me a view so free
into the truth of cureless wounds

Veiled and silent it lies in front of me
nestling in a trough of stone and snow
a giant mirror, turquoise, blue and teal
transparently leading me into my soul

Inside this mirror I see the people I lost, the people I left
the memories made, the pains I gained, the essence of my past
I watch my face, the facets I know, the unknown, the rest
sad eyes, like mountain waters deep, discerning aghast
the oneness of space and time and thought and dream
the nothingness of past and present hurt and grief
the sense of theurgy and spells that mean
that all is one in what we believe

the ancient Ice Lake told me to move on
into the realm of the grimalkin
like parts of me have always done
to meet the fay within

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